Es war der perfekte Abschluss eines bemerkenswerten Jahres: Learner Tien hat am Sonntag in Dschidda die Next Gen ATP Finals gewonnen und damit seinen Status als einer der vielversprechendsten Jungstars im Tennissport untermauert. In einem größtenteils einseitigen Endspiel des prestigeträchtigen U21-Turniers besiegte der an Nummer eins gesetzte US-Amerikaner den gleichaltrigen Belgier Alexander Blockx glatt mit 4:3(4), 4:2 und 4:1. Für Tien war dieser Erfolg besonders süß, bedeutete er doch die gelungene Revanche für seine Finalniederlage im Vorjahr an gleicher Stelle gegen den Brasilianer Joao Fonseca.
Dominanz im Eiltempo
Vor den Augen von Tennislegende Rafael Nadal und einem lebhaften Publikum in der King Abdullah Sports City entwickelte sich das Finale zu einer Machtdemonstration des Amerikaners. Zwar startete Blockx äußerst sicher in die Partie und brachte im ersten Satz unglaubliche 100 Prozent seiner ersten Aufschläge ins Feld, doch Tiens Gelassenheit machte am Ende den Unterschied. Der 20-Jährige nutzte einige wenige unpräzise Vorhandschläge seines Gegners eiskalt aus, um den Tiebreak des ersten Satzes für sich zu entscheiden und damit die Kontrolle über das Match zu übernehmen.
Ab diesem Zeitpunkt spielte fast nur noch Tien. In den Grundlinienduellen erwies er sich als zu beständig für den Belgier, sodass er nach nur 58 Minuten Spielzeit den Sieg perfekt machte. Lediglich kurz vor Schluss, beim Stand von 3:2 im dritten Satz, musste der Linkshänder zwei Breakbälle abwehren, blieb dabei jedoch unbeeindruckt. Mit diesem Sieg drehte Tien auch die historische Bilanz gegen Blockx, dem er im Juniorenfinale der Australian Open 2023 noch unterlegen war.
Auf den Spuren von Alcaraz und Sinner
Der Titelgewinn in Saudi-Arabien bringt Tien nicht nur ein Preisgeld von 502.250 US-Dollar ein, sondern stellt ihn auch in eine Reihe mit den ganz Großen des Sports. Er ist erst der dritte Topgesetzte in der Geschichte des seit 2017 ausgetragenen Turniers, der den Titel gewinnen konnte – vor ihm gelang dies nur Stefanos Tsitsipas (2018) und Carlos Alcaraz (2021).
Dabei verlief der Start in die Woche holprig: Tien verlor sein erstes Gruppenspiel überraschend gegen Rafael Jodar. Doch er kämpfte sich zurück, besiegte Martin Landaluce sowie Nicolai Budkov Kjaer und schaltete im Halbfinale seinen Landsmann Nishesh Basavareddy ohne Satzverlust aus.
Ein Jahr der Durchbrüche
„Ich bin super glücklich“, resümierte Tien seine Saison 2025. „Ich hatte eine ziemlich lange Liste an Zielen, die ich dieses Jahr erreichen wollte, und die meisten konnte ich abhaken.“ Tatsächlich liest sich seine Jahresbilanz beeindruckend: Neben dem Triumph bei den Next Gen Finals feierte er in Metz seinen ersten Titel auf der ATP Tour, verbuchte fünf Siege gegen Top-10-Spieler und kletterte in der Weltrangliste auf ein neues Karrierehoch von Platz 28.
Unterstützt wurde er in Dschidda von Trainerlegende Michael Chang. „Er ist kein Trainer, der während der Matches viel redet“, erklärte Tien die Zusammenarbeit. „Aber wenn er das Gefühl hat, dass ich etwas hören muss, scheut er sich nicht, es mir zu sagen, und das hilft mir sehr.“ Mit Chang an seiner Seite richtet sich der Blick nun auf die kommende Saison. Das Ziel ist klar: Bei den Australian Open im Januar will Tien an seine Leistungen anknüpfen. Dort sorgte er bereits im vergangenen Jahr für Schlagzeilen, als er als jüngster Spieler seit Rafael Nadal 2005 das Achtelfinale erreichte.
Historischer Erfolg für Belgien
Trotz der Niederlage im Endspiel kann auch Alexander Blockx auf eine herausragende Woche zurückblicken. Der Weltranglisten-116. und zweifache Challenger-Sieger des Jahres 2025 schrieb als erster belgischer Teilnehmer bei den Next Gen Finals Geschichte. Auf seinem Weg ins Finale schlug er unter anderem Dino Prizmic und seinen engen Freund Budkov Kjaer.
„Ich hatte diese Woche viel Spaß“, sagte Blockx nach dem Match. „Alles war unglaublich hier – die Organisation, das Personal, und auch das Publikum heute war fantastisch.“ Für beide Youngster dürfte das Finale von Dschidda nur der Anfang einer langen Rivalität auf der großen Tennisbühne gewesen sein.