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Ende einer Ära: Immobilienriese Evergrande von der Hongkonger Börse genommen

VonKlaus Gereon Beuckers

Aug. 25, 2025

Die China Evergrande Group, einst ein Gigant auf dem Immobilienmarkt und Symbol des chinesischen Wirtschaftswunders, wurde am Montag von der Börse in Hongkong genommen. Dieser Schritt markiert das Ende einer turbulenten Saga für Investoren und schließt ein dramatisches Kapitel des Aufstiegs und Falls des am höchsten verschuldeten Immobilienentwicklers der Welt, der Verbindlichkeiten von über $300 Milliarden angehäuft hat.

Der Weg zum Delisting

Die endgültige Streichung von der Börsenliste war die logische Konsequenz der jüngsten Entwicklungen. Der Handel mit den Aktien des Unternehmens war bereits seit dem 29. Januar 2024 ausgesetzt, nachdem ein Gericht in Hongkong die Liquidation des Konzerns angeordnet hatte. Diese Entscheidung wurde getroffen, da Evergrande nach seinem Zahlungsausfall keinen tragfähigen Sanierungsplan vorlegen konnte. Nach einer 18-monatigen Handelsunterbrechung und dem Verstreichen der Frist zur Wiederaufnahme des Handels machten die Börsenbetreiber den Schritt nun offiziell. Am Montag war das Unternehmen bereits nicht mehr auf der Webseite der Börse zu finden.

Vom Börsenliebling zum Paria

Der Werdegang von Evergrande ist ein warnendes Beispiel für die Risiken einer ungezügelten, schuldenfinanzierten Expansion in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Bei seinem Börsengang Ende 2009 wurde das Unternehmen, damals der größte Börsengang eines privaten chinesischen Bauträgers, mit beeindruckenden $9 Milliarden bewertet. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs im Jahr 2017 erreichte die Marktkapitalisierung sogar $51 Milliarden. Doch zum Zeitpunkt der Handelsaussetzung war der Wert auf magere $282 Millionen geschrumpft – ein Wertverlust von über 99 % seit dem Höchststand. Die Aktie, die einst für 31,39 HK$ pro Stück gehandelt wurde, war bei ihrer letzten Notierung nur noch 0,163 HK$ wert.

Ein ganzer Sektor in der Krise

„Das Delisting markiert einen bedeutenden Meilenstein. Es symbolisiert den Höhepunkt des dramatischen Niedergangs von Evergrande und signalisiert das Ende einer Ära für Chinas immobiliengetriebenes Wachstumsmodell“, kommentierte Alec Tseung, Partner bei der Investment- und Beratungsfirma KT Capital Group. Evergrande selbst lehnte eine Stellungnahme ab. Analysten sind sich einig, dass Evergrande wahrscheinlich nicht das letzte Unternehmen sein wird, das ein solches Schicksal ereilt. Der gesamte Sektor leidet seit der beispiellosen Schuldenkrise im Jahr 2021 unter einem Liquiditätsengpass und mangelnder Nachfrage von Eigenheimkäufern. Verschärfte Kreditkontrollen durch die Regierung trugen maßgeblich zur Zahlungsunfähigkeit von Evergrande bei. Erst Anfang August traf es mit China South City den ersten staatlich unterstützten Immobilienentwickler, der ebenfalls auf Anordnung eines Hongkonger Gerichts liquidiert werden muss.

Die Folgen und das Nachspiel

Die Liquidatoren bemühen sich nun, die Investitionen der Gläubiger zu sichern. Zu ihren Maßnahmen gehört unter anderem eine Klage gegen die renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC und deren chinesische Niederlassung wegen ihrer Rolle bei der Prüfung der Bilanzen des hochverschuldeten Entwicklers. Das Ausmaß der Operationen von Evergrande war gewaltig: Zum Zeitpunkt der Handelsaussetzung hatte der Konzern laut einem Bericht der Liquidatoren rund 1.300 Projekte in über 280 Städten in der Entwicklung und war zudem in die Produktion von Elektrofahrzeugen sowie in die Immobilienverwaltung involviert. Als wäre die Lage nicht bereits dramatisch genug, wurde das Unternehmen im März 2024 zusätzlich zu einer Geldstrafe in Höhe von $580 Millionen verurteilt.